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Maulbeeren für den Innenhof

Baumpflanzung am 08. November 2024

Wann? 08. November 2024, 11:00 Uhr
Wo? Stiftung Großes Waisenhaus zu Potsdam, Innenhof, Breite Straße 9a, 14467 Potsdam

 

Heute sind sie in Vergessenheit gera­ten, in Preußen waren sie ein Teil des Stadtbilds: Maulbeerbäume!

Die mit Feigen ver­wand­ten Bäume wer­den bis zu 15m groß. Ihren Namen haben sie von den läng­li­chen, brom­beer­ähn­li­chen Früchten. In Europa wur­den sie im 18. und 19. Jahrhundert vor allem für die Seidenproduktion genutzt: Die Fäden, aus denen Seide besteht, stam­men von den Kokons der Seidenspinner, einer Schmetterlingssorte aus China. Das Land expor­tier­te den wert­vol­len Stoff über ein Netzwerk aus Handelswegen, das wir heu­te „Seidenstraße“ nen­nen. Die Seidenherstellung war ein wohl­ge­hü­te­tes Geheimnis, bis eine chi­ne­si­sche Prinzessin Seidenraupeneier in ihrem Haarschmuck nach Ostturkistan schmug­gel­te. Von dort gelang­ten sie, in Bambusstäben ver­steckt, nach Byzanz – und von da aus Stück für Stück nach ganz Europa.

Seidenspinnerraupen fres­sen aus­schließ­lich die Blätter des Maulbeerbaums. Wenn sie groß genug sind, spin­nen sie sich einen Kokon aus Seide – das dau­ert etwa 3–4 Tage. Diese Kokons wer­den schließ­lich geern­tet und die dar­in ent­hal­te­nen Seidenspinnerpuppen durch Hitze abge­tö­tet. Nach dem Aufweichen der Kokons kann die Seide „abge­has­pelt“, also abge­wi­ckelt wer­den. Für ein Kilo Seide wer­den etwa 11 kg Kokons benö­tigt. Für die Seidenraupenzucht gab es daher in Preußen gan­ze Plantagen mit Maulbeerbäumen. Die Bäume waren so selbst­ver­ständ­lich, dass sie das Stadtbild in Alleen oder auf Marktplätzen und Schulhöfen präg­ten.

Auch das Waisenhaus hat­te eine eige­ne Maulbeerbaum-Plantage. Die ers­ten Bäume wur­den 1744 in der Nähe von Teltow von Waisenjungen gepflanzt. 1750 schenk­te König Friedrich Wilhelm I. der Stiftung eine grö­ße­re Fläche in der Saarmunder Heide für eine eige­ne Plantage. Diese soll­te spä­ter bis zu 6000 Bäume haben. 1749 begann das Große Waisenhaus zu Potsdam, Seide her­zu­stel­len. Die Zöglinge züch­te­ten die dafür benö­tig­ten Seidenraupen selbst.

Wegen des unfrucht­ba­ren Bodens in der Region und der gro­ßen Distanz zu Potsdam kam das Unterfangen aller­dings nie rich­tig „zum Gedeihen“, wie August Zarnack, Erziehungsdirektor am Waisenhaus, spä­ter anmerk­te. Das Grundstück wur­de 1793 auf­ge­ge­ben.

Anlässlich ihres 300-jäh­ri­gen Jubiläums pflanzt die Waisenhaus-Stiftung nun sechs wei­ße Maulbeerbäume in ihrem Innenhof. Bei der Pflanzung sind die Jugendlichen der GFB-Wohngruppe JoJo, Prof. Dr.-Ing Susanne Junker von der BHT, das Naturkundemuseum Potsdam und der Verein Woods Up e.V. mit von der Partie.

Alle Interessierten sind ab 11:00 Uhr herz­lich ein­ge­la­den, die Pflanzung in der Lindenstraße 34a zu ver­fol­gen.

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